Lebenshilfe Dinslaken:
Zwischen Lambarene und Agen
Lambarene "Zwischen Wasser und Urwald"
Parlez vous franҫais?
Mit Liebe zum Detail

Lebenshilfe Dinslaken: Zwischen Lambarene und Agen

Unser Besuch in der Albert Schweitzer Einrichtung für Behinderte in Dinslaken

Nicht weit entfernt vom tretford Firmensitz - in Dinslaken - befinden sich die Albert-Schweitzer-Einrichtungen für Behinderte gGmbH (kurz ASE), deren alleiniger Gesellschafter die LEBENSHILFE Dinslaken ist.

Dort wird, mit viel Liebe und großer Mühe, jedes runde tretford Farbmuster und jedes Motivmuster, wie Schmetterling oder Herz aus unserem tretford Teppich angefertigt.

Albert Schweitzer ist in Erinnerung geblieben als Arzt im Urwald. Der Ortsname Lambarene ist für immer mit ihm verknüpft. In diesem Ort im westafrikanischen Gabun hat er ein Krankenhaus geleitet.

Er war ein Tat-Mensch, der sich von Ideologien nicht vereinnahmen ließ. „Ehrfurcht vor dem Leben“ war seine Maxime. Das prägt auch die ASE in Dinslaken.

Anfang August haben wir einen der fünf WfbM Werkstatt Standorte, in der um die 180 Menschen arbeiten, für ein Interview besucht.

Uns begrüßten Herr van Rossum (Abteilungsleiter Verpackung und Montage), Herr Claaßen (Werkstattleitung Produktion) und Halime - Beschäftigte der Albert-Schweitzer-Einrichtungen.

Halime ist sehbehindert, viele Operationen halfen ihr jedoch, wieder etwas sehen zu können. Mit ihr führen wir unser Interview und es stellt sich schnell heraus, dass Halime bestens vorbereitet ist.

Als wir Halime fragen, wie ein typischer Arbeitsalltag hier in der ASE aussieht, holt Sie sofort ihren Zettel heraus und schaut auf Ihre Notizen auf denen Sie die genauen Arbeits- sowie Pausenzeiten vermerkt hat.

Generell wird in der Werkstatt der ASE 6 Stunden am Tag gearbeitet, natürlich wird aber genau geschaut, in wie weit diese Zeiten für jeden einzelnen machbar sind.


Parlez vous franҫais? Sprechen Sie französisch? Bien sûr, na klar...

Zusätzlich zu den eigentlichen Arbeiten, bietet die ASE verschiedene Kurse an - in der Schule würde man dies vermutlich AG nennen. Als wir hierauf zusprechen kommen, strahlt Halime über das ganze Gesicht. Sie erzählt uns, dass es in jedem Jahr mit Dinslakens Partnerstadt Agen in Südfrankreich einen Austausch gibt.

Dieses Jahr fahren einige aus der Einrichtung dort hin und pflegen den, über 30 Jahre alten, Austausch mit der Einrichtung für Menschen mit Einschränkungen in Agen.

Dafür belegt Halime in Kooperation mit der VHS einen Französisch Kurs. Sie möchte die anderen dort mit Ihren neu gelernten französisch-Kenntnissen überraschen.

Die tägliche Arbeit hier ist für jeden wie ein Zuhause. Hier ist man unter Menschen, hier sind die Freunde und vor allem herrscht hier ein Stück Normalität. Jeder einzelne wird anerkannt und geschätzt.

Oft ist es so, dass am Jahres Ende viele Mitarbeiter daran erinnert werden müssen, dass noch einige Urlaubstage übrig sind. Genauso kommt es vor, dass im Urlaub die ASE besucht wird.


„Das Wissen hat Grenzen, das Denken nicht“ (Albert Schweitzer)

Die ASE bietet ihren Beschäftigten verschiedene berufliche Qualifizierungs- bzw. Arbeitsbereiche:

• Friedhofsgärtnerei
• Garten- und Landschaftsbau
• Imkern, Gießen von Mittelwänden
• Küche
• Lettershop
• Metallverarbeitung

• Montage / Elektromontage
• Schneiderei
• Schreinerei / Holzverarbeitung
• Verpackung
• Wäscherei
Eisenrauch BBQ & more

Um herauszufinden, in welchen Bereich ein neuer

Beschäftigter am Besten passen würde und welche Unterstützung er braucht, gibt es den Berufsbildungsbereich.

Der Berufsbildungsbereich geht über zwei Jahre und beschäftigt sich größten Teils mit den Fragen „welche Interessen habe ich“ „wo liegen meine Stärken“ „Wie viel Unterstützung brauche ich“.


Handmuster mit Liebe

Die tretford Handmuster Produktion ist wie jede andere Arbeit ein wichtiger Bestandteil der ASE und dem Arbeitsbereich Verpackung und Montage zugeordnet. Starre Gruppen gibt es in der Regel nicht, bei der Arbeit findet eine dynamische Integration von jedem Mitarbeiter statt. Wer möchte kann sich hier gerne ausprobieren und unterstützen.

Das öfter neue Mitarbeiter dazu kommen, wundert Halime nicht „die Farben sind so schön bunt und oft gibt es schöne Motive. Wir merken hier immer sofort wenn bald Feiertage vor der Tür stehen – denn dann gibt es Ostereier oder Sterne als Handmuster die dann angefertigt und beklebt werden müssen!“

Unser Teppich wird hier in der Werkstatt aufgrund der bunten Farbe, der schönen Motive und Habtik sehr geschätzt.

Halime erzählt uns, dass es besonders hilfreich ist die ausgestanzten Muster auch am Tisch bearbeiten zu können, so können auch Beschäftigte mit größeren Einschränkungen mitarbeiten – Beispielsweise die Farbnummern auf die Farbmuster kleben. Das Aufkleben ist hier ein bekannter Prozess bei dem jeder Beschäftigte gut und schnell angelernt werden kann.


„Wenn ich eine Aufgabe bekomme - dann will ich die auch schaffen!“

Die Muster an der großen Maschine stanzen, dürfen allerdings nur drei bis vier Personen, die speziell eingearbeitet und unterwiesen worden sind.

Hier bedarf es eine größere Einarbeitung sowie auch einiges an Muskelkraft, wie uns Christoph erzählt. Christoph arbeitet an der Stanzmaschine und zeigt uns ganz stolz die vielen Muskeln, die er von der Arbeit schon bekommen hat.

Was uns auffällt: jeder hier hat ein Grinsen im Gesicht, keiner erzählt, dass die Arbeit nervig ist. Auf die Frage, welche Arbeit denn hier am liebsten gemacht wird, kriegen wir die Antwort „Alles- ich mach alles gerne“.

Ein Handmuster zu produzieren dauert im Übrigen 6 Minuten, das hat Halime für uns extra gemessen. Da waren wir schon etwas perplex.

Sie entgegnet daraufhin „Wenn ich eine Aufgabe bekomme - dann will ich die auch schaffen“

Liebe Halime, sei dir eines sicher: Die Aufgabe hast du ganz wunderbar gemeistert. Wir sind immer noch begeistert wie vorbereitet und informiert du warst. Vielen lieben Dank für deine Zeit – der Besuch bei euch hat uns viel Freude bereitet!